Verein Mentor sucht Freiwillige für Leseförderung in Hannovers Schulen

Ehrenamtliches Engagement

Leseförderung haben viele Schüler in Hannover dringend nötig. In der Corona-Zeit durften freiwillige Helfer nicht in die Schulen. Jetzt ist das wieder möglich, aber der Verein Mentor weist auf ein anderes Problem hin.

Saskia Döhner - HAZ vom 19.04.2022, 20:00 Uhr

Hannover. Endlich dürfen sie wieder rein: Nach den Osterferien öffnen ab Mittwoch wohl auch die letzten Schulen wieder für ehrenamtliche Freiwillige, die Lehrkräfte im Schulbetrieb unterstützen. In den vergangenen zwei Jahren waren die Schulen wegen der Corona-Pandemie weitgehend für externe Besucher geschlossen gewesen – beispielsweise auch Eltern. Das ändert sich jetzt.

Viele Kinder ohne Deutschkenntnisse in den Klassen

Uwe Karges, nach dem Tod des Vereinsgründers Otto Stender Vorsitzender des Vereins Mentor, der Leselernhelfer für insgesamt 190 Grund- und weiterführende Schulen in der Region Hannover bereitstellt, freut das, denn Leseförderung werde jetzt noch viel dringender benötigt als vor der Corona-Krise, sagt er. Vieles habe sich verschlechtert, die Klassen seien größer geworden, und in vielen Lerngruppen säßen seit der ersten Flüchtlingskrise 2015/16 Kinder komplett ohne Deutschkenntnisse. Für Lehrkräfte werde es immer schwieriger, ihren Unterrichtsstoff zu vermitteln. Und nun kämen auch noch die aus der Ukraine geflüchteten Schüler hinzu, um die man sich kümmern müsse, aber das Personal dazu fehle. Eine Studie hatte Viertklässlern in Deutschland jüngst schlechte Lesekenntnisse bescheinigt.

Leseprobleme haben auch Kinder mit deutschen Wurzeln

Leseförderung beziehe sich jedoch nicht nur auf Migranten, sagt Karges, auch viele Kindern mit deutschen Wurzeln hätten Leseprobleme. „Ohne Lesen kann man in dieser Welt nicht viel erreichen“, sagt Karges. Das Problem: Einerseits haben Schulen einen großen Bedarf an Leselernhelfer, andererseits hat Mentor in der Pandemie auch viele Freiwillige verloren, „und nach zwei Jahren Pause fangen manche auch nicht mehr an“, sagt Karges. Die Zahl der Mitglieder sei von rund 1600 auf unter 1300 gesunken. Die neuen Arbeitsformen eröffneten aber auch neue Chancen, glaubt er, so könnte ein Berufstätiger im Homeoffice in seiner Mittagspause vielleicht auch eine Stunde mit einem Kind lesen. Viele Leselernhelfer begleiteten ihre Schützlinge oft jahrelang, erzählt Karges, von der Grundschule bis zum Gymnasium, zur Gesamt- oder Realschule. Daraus könnten auch Freundschaften fürs Leben entstehen.

Ab Mai starten wieder Infoveranstaltungen für Ehrenamtliche

Karges sagt, er hoffe, dass die Öffnung der Schulen weitere Ehrenamtliche motiviere könne. Ab Mai starten auch entsprechende Weiterbildungen bei Mentor.