MENTOR Hannover sieht großen Handlungsbedarf auch für die ehrenamtliche Unterstützung
Die Bundesrepublik schneidet bei der vergleichenden Untersuchung schlechter als der EU-Durchschnitt ab. Die Anzahl an leseschwachen Schülern ist „alarmierend hoch“.
Der Vorstand von MENTOR Hannover ist nicht überrascht. Bei unserer täglichen Leselernhilfe in rund 190 Schulen in der Region Hannover stellen wir einen wachsenden Bedarf fest. Auch von den Schulen wird zusätzliche Hilfe bei der Unterstützung nachgefragt. Es gibt einen negativen 20-Jahres-Trend. Allein von 2016 bis heute ist der Anteil leseschwacher Kinder um 6 Prozent gestiegen.
Wir haben auch festgestellt, dass in Familien der nicht vorhandene Buchbesitz und die zu Hause gesprochene Sprache für die Leistungsunterschiede verantwortlich sind. Es ist natürlich immer schwierig, wenn die Eltern selbst die Sprache nicht sprechen. Kinder mit Migrationshintergrund stellen den größten Teil der Lesekinder dar. Es gibt aber auch viele deutschsprachige Eltern, deren Kinder schlecht lesen können. Andererseits gibt es aber auch Eltern, die zwar selbst nicht deutsch sprechen können, aber trotzdem sehr engagiert sind, wenn es um das Lesen lernen ihrer Kinder geht.
Uwe Karges, Vorsitzender des Vereins MENTOR - Die Leselernhelfer Hannover e.V. erklärt:
“Mit unserer Leselernhilfe nach dem 1:1-Prinzip, und der Förderung, mindestens ein Stunde pro Woche, durch unsere Lesementor*innen, gewinnen die Kinder Sicherheit beim Lesen und in vielen Fällen wird sogar Leselust geweckt. Dabei ist es auch wichtig, das altersgerechte Kinderliteratur unter Berücksichtigung der Wünsche der Kinder gelesen wird.“
Leider erwächst sich in den Schulen ein zusätzliches Problem. Aufgrund der steigenden Schülerzahlen gibt es immer weniger Räumlichkeiten zum ruhigen Lesen. Es müssen deshalb kreative Ansätze entwickelt werden. Lesen in leeren Klassenräumen, wenn z.B. Sport stattfindet oder am Nachmittag, wenn der reguläre Unterricht beendet ist. Auch digitales Lesen kommt zum Tragen. Ob man es gut findet oder nicht – Computer, Smartphones und Tablets sind allgegenwärtig und begeistern fast alle Kinder. Darum sollte man sie auch zur Leseförderung einsetzen. Eine gute technische Infrastruktur ist dafür aber eine Grundvoraussetzung. Viele Apps sind gut für die Leseförderung geeignet und auch gemeinschaftliches Lesen ist dank digitaler Technologien von überall aus möglich, was die klassische Definition von Lernräumen beliebig weit ausdehnt. Schülerinnen und Schüler müssen sich nicht zwangsläufig in der Schule aufhalten, um Lesen zu lernen. Auch in Zeiten von Homeoffice können Ehrenamtliche flexibel gemeinsame Zeiten für das Lesen lernen vereinbaren.
Das Autorenteam der IGLU-Studie empfiehlt unter anderem für Deutschland folgende Maßnahmen: Qualitätsvoller Leseunterricht für alle sowie differenzierte Förderung in homogenen Kleingruppen für Kinder mit Unterstützungsbedarf. Individuelle Unterstützung für Kinder mit besonderem Förderbedarf
Wir von MENTOR wünschen uns viele neue Lesementorinnen und -mentoren, offene Schulen mit mehr verfügbaren Räumlichkeiten, mehr Unterstützung der Eltern für ihre Kinder und dass Leseförderung endlich bildungspolitisch höchste Priorität bekommt.