20 Jahre MENTOR Gehrden

Lesenetzwerk Mentor wird 20 Jahre alt. Feierstunde im Rathaus für Projekt, denn Lesehilfe für Schulkinder bleibt unverzichtbar. Die HAZ berichtet.

Gehrden/Redderse. Die letzte Hiobsbotschaft zum Thema Lesekompetenz kam kurz vor Weihnachten: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Leseschwächen in Deutschland ist laut der aktuellen Pisa-Studie gestiegen. Leseförderung haben deshalb viele Kinder nötig. Der Verein Lesementoren hilft.

Seit 20 Jahren gibt es Leselernhelferinnen und Leselernhelfer in Gehrden. Initiiert wurde er von Detlev Büttner, der die Geschicke nun gemeinsam mit Sylvia Stegemann leitet. Zum runden Geburtstag hatte der Verein auch zu einer Feierstunde in den Bürgersaal eingeladen. „Lesen ist ein Abenteuer“ stand dort auf einem großen Transparent.

Mann der ersten Stunde

Büttner ist der Mann der ersten Stunde. Die Idee der Lesementoren kam 2003 aber aus Hannover vom Buchhändler Otto Stender. Er habe damit eine geniale Idee angestoßen, die von Ehrenamtlichen mit Leben gefüllt werde, meinte Büttner. Schon damals seien erhebliche Lesedefizite bei Kindern festgestellt worden. Die Idee des inzwischen verstorbenen Stender hat Büttner schließlich auch nach Gehrden geholt.

Das Ziel der Leselernhelferinnen und Leselernhelfer sei es, Freude am Lesen zu wecken, so Büttner. Und der Bedarf sei nach wie vor groß. Zahlreiche Kinder haben gravierende Defizite beim Lesen und dem Textverständnis. Der Verein Lesementoren wolle auch künftig helfen, dies zu ändern. Aktuell gibt es sogar eine Warteliste von Schulkindern, die auf Unterstützung hoffen. 150 Frauen und Männer haben in den vergangenen 20 Jahren als Mentoren gewirkt und dabei 400 Kinder betreut. Für den 82-jährigen Büttner steht fest: „Sinnerfasstes Lesen bleibt auch in Zukunft wichtig.“

Bürgermeister Malte Losert (parteilos) bezeichnete den Verein als unverzichtbar. „Lesen bildet das Fundament für die Bildung“, sagte er. Doch das Vorlesen zu Hause gehe zurück, mit Folgen für die Sprachentwicklung.

Kooperation mit den Schulen

Eng zusammen arbeitet der Verein mit den drei Gehrdener Grundschulen. „Das ist ein ganz wichtiges Angebot für die Schulen“, betonte die stellvertretende Leiterin der Grundschule Am Castrum, Anke Hübner. Die Kinder würden an das Lesen herangeführt mit Geduld, Humor, Freude und ohne Leistungsdruck. Hübner weiß es nur zu gut: Auch an ihrer Schule sind viele Jungen und Mädchen auf eine Leseförderung angewiesen.

Im Normalfall kommen die Leselernhelferinnen und -helfer in die Schulen und fördern Kinder, die Probleme beim Lesen haben. Etwa eine Schulstunde dauert die Lesestunde. Der Verein übernimmt dabei eine wichtige Funktion: Den Schulen fehlt das Personal, um Jungen und Mädchen in diesem Bereich zu fördern. Der Verein organisiert und betreut die Zusammenarbeit zwischen Mentoren, Kindern und Schulen. Die Auswahl förderbedürftiger und förderwilliger, sozial benachteiligter Kinder wird dabei von den Lehrkräften und nur mit Zustimmung der Eltern vorgenommen.

Lesestunde ist keine Nachhilfe

Die Jungen und Mädchen dürfen die Bücher selbst aussuchen. Die Leseförderstunde findet ohne Zwänge im Eins-zu-Eins-Austausch und in entspannter Atmosphäre statt. „Es ist keine Nachhilfe“, betont Büttner. Die Kinder sollen auch mit den Ehrenamtlichen ins Gespräch kommen und Selbstvertrauen aufbauen. Im Laufe der Jahre hätten sich so auch enge Bindungen entwickelt.

Gesucht werden Ehrenamtliche, die Lust und Zeit haben, mit Grundschulkindern das Lesen zu üben. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit als Mentor hat, kann sich bei Sylvia Stegemann, Telefon (0157) 76343133, oder per Mail an bssm.stegemann(at)t-online.de melden.

Quelle: HAZ Gehrden/Ronnenberg, 03.02.2024, Seite 1, von Dirk Wirausky